Totgesagte leben bekanntlich länger. So auch zutreffend auf das Unternehmen MODAL Electronics, bekannt für seine aussergewöhnlichen Synthesizer. Dank neuer Investoren geht’s weiter mit der Produktion und der bereits 2023 angekündigte Modal Carbon8 ist nun verfügbar. Als Experimental Synthesizer soll er Inspiration zu neuartigem Klangmaterial liefern. Kann er das?
Der 8-stimmige, digitale Modal Carbon8 ist ausgestattet mit einer hochmodernen Sound-Engine und zwei Oszillatoren mit jeweils 56 Digital-Core-Schwingungsformen. Diese ist eine Kombination von einzigartigen Algorithmen und Wavetables für eine klangliche Erlebnisreise.
Zur weiteren klanglichen Formung stehen 34 verschiedene Filtertypen zur Verfügung, die sowohl Vintage als auch digital emulieren. Ferner erweitern 3 LFOs mit 15 verschiedenen Wellenformen die klangliche Kreativität. Zunächst ist der Synthesizer mit 37 anschlagdynamischen Tasten mit Channel-Aftertouch (ein gemeinsamer Druckwert für alle Tasten) von Fatar erhältlich. Optisch mit selbem Design reiht sich der Modal Carbon8 in die Reihe der bereits vorhandenen Synthesizer des Herstellers ein. Vielleicht wird es irgendwann auch eine Desktopvariante und eine große Version mit 61 Tasten geben.
Die Anschlüsse
Die Rückseite des durchaus eleganten Gehäuses zieren diverse Buchsen. Da ist einmal das altbewährte Midi-Duo zu nennen, daneben findet ein USB für die Kommunikation mit einem Computer Platz. Für die Audiosignale sind Kopfhörer und Stereobuchsen in 6,3 mm Ausführung vorhanden. Ferner kann auch ein externes Audiosignal der Klangerzeugung zugeführt werden, allerdings nur in 3,5mm Größe. Für die Synchronisation ohne Midi stehen jeweils für In und Out ebenfalls 3,5mm Buchsen zur Verfügung. Die Anbindung des mitgelieferten Netzteils erfolgt ebenfalls hier, sogar mit daneben liegendem separatem Ein/Aus Schalter. Ein Anschluss für ein Pedal ist auch vorhanden.
Die Hardware
Wie bereits bei den anderen Synthesizern von Modal Electronics findet die Elektronik des Carbon8 in einem wertigen Gehäuse aus einer Kombination von hochwertigem Kunststoff und gebürstetem Aluminium Platz. Alle 29 Endlos-Regler und 24 Schalter sind logisch angeordnet und fühlen sich gut an. Die Mitte des Gehäuses ziert ein 1,54 Zoll großes OLED-Display mit guter Ablesbarkeit. Das Gewicht liegt bei 5,6 kg bei einer Größe von 555 x 300 x 100mm. Insgesamt ist das Design sehr schön anzusehen.
Die Oszillatoren
Das Herz der Synthese bilden zwei digitale Oszillatoren mit jeweils 38 Wavetables und 18 X-Core Schwingungsformen für das Grundmaterial der Klänge. Dabei sind ziemlich aussergewöhnliche Algorithmen integriert. Leider ist es nicht vorgesehen eigene Wavetables zu nutzen. Die vorhandenen lassen sich auf vielfältige Weise manipulieren und es stehen je nach ausgewählter Schwingungsform Regler zur Anpassung zur Verfügung. Die beiden Oszillatoren sind in Gruppen eingeteilt, die folgende Schwingungsmuster enthalten:
Classic Oscillator Sync: klassiche Oszillator-Synchronisation. Der Parameter Contour steuert die Tonhöhe der synchronisierten Schwingungsform
Wave Folding: eine Form der Verzerrung, bei der die Welle absichtlich beschnitten wird. Wenn die Amplitude der Welle den Beschneidungspunkt passiert, wird sie um den Betrag reduziert, um den sie sonst den Beschneidungspunkt überschreiten würde. Der Parameter Contour steuert den Grad der Faltung
PWM Basic: Klassische Pulsweitenmodulation. Der Parameter Contour steuert die Breite des Impulses.
Window Sync: eine Form der Oszillatorsynchronisation, bei der die Amplitude an dem Punkt geglättet wird, an dem die synchronisierte Welle zurückgesetzt wird.
Pinch WT: eine einfache Form der Phasenverzerrung, bei der die erste Hälfte eines Wellenformzyklus schneller abgespielt wird als die zweite. Die beiden Raten sind so miteinander verknüpft, dass der Oszillator immer noch einen vollen Zyklus in der üblichen Zeitspanne durchläuft. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Phasenverzerrung.
Squash: eine Art der Phasenverzerrung, bei der der gesamte Zyklus einer Wellenform mit einer höheren Geschwindigkeit als normal durchlaufen wird. Sobald der Zyklus abgeschlossen ist, wird der letzte Ausgangswert bis zum Beginn des nächsten Zyklus gehalten. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Phasenverzerrung.
Scrunch: Ähnlich wie die Pinch-Algorithmus, nur dass sich die Position in der Wellenform, an der der Wechsel von schnell zu langsam erfolgt, im Verhältnis zum Ratenunterschied verschiebt. Der Parameter Contour steuert den Grad der Phasenverzerrung.
Alt Sync: eine Variante der Fenstersynchronisation, bei der jeder zweite Zyklus (potenziell) mit einer von zwei alternierenden Raten wiedergegeben wird. Dies kann interessante asymmetrische Paare der gleichen Grundwellenform ergeben. Der Parameter Contour steuert die Frequenz der gepitchten Welle.
Derez: Reduzierung der Abtastrate, wobei die Downsampling-Rate mit der Grundfrequenz der Welle synchronisiert wird. Der Parameter Contour steuert den Grad der Reduzierung.
Phase Modulation: klassische Phasenmodulation mit einer Dreieckswelle als Modulator. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Phasenmodulation.
Reverse: eine andere Form der Oszillator-Synchronisation, bei der der Oszillator die Wellenform in umgekehrter Richtung abspielt, anstatt den Oszillator jedes Mal zurückzusetzen, wenn ein Zyklus der Grundfrequenz abgeschlossen ist. Der Parameter Contour steuert die Frequenz der synchronisierten Welle.
Shaper: dies ist eine alternative Version der Phasenmodulation, bei der eine Dreieckswelle als Modulator verwendet wird. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Phasenmodulation.
Lo-fi Fold: ein alternativer Ansatz zur Wellenfaltung, der verschiedene Klangfarben erzeugt. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Faltung.
Clocked Noise: eine Rauschquelle, die durch einen Algorithmus zur Reduzierung der Abtastrate geleitet wird. Der Parameter Contour steuert den Grad der Reduzierung.
Resonant Noise: eine Rauschquelle wird durch einen resonanten State-Variable-Filter geleitet. Der Parameter Contour überblendet zwischen Lo-Pass, Band-Pass und Hi-Pass.
Resonance: eine Reihe von Standardwellen mit zunehmender Resonanz. Der Parameter Contour steuert die Stärke und Frequenz der Resonanz.
Dual Inverter: ein Inverter, bei dem nur ein Teil der Welle invertiert wird. Der Parameter Contour bestimmt die Größe des invertierten Abschnitts.
Plus zwei zusätzliche Core-Typen, PWM und Clocked Noise, die in keine dieser Kategorien passen.
Crossmodulation
Zusätzlich zu den beiden Oszillatoren bietet der Modal Carbon8 eine regelbare Crossmodulation, noch bevor der Klang an das Filter weitergeleitet wird. Diese beinhaltet 6 verschiedene Modifier, die je nach ausgewähltem Oszillatormodell mittels eines Reglers (Xmod) eingestellt werden können. In allen Fällen ist es Oszillator 2, der moduliert wird und der Xmod-Drehgeber steuert die Stärke der Modulation. In einigen Fällen wird Oszillator 1 als Modulationsquelle verwendet, in anderen Fällen wird ein spezieller (versteckter) Oszillator als Modulationsquelle für Oszillator 2 verwendet, und der Anwender kann Oszillator 1 für alles Mögliche verwenden. Das Ergebnis ist manchmal sehr bescheiden wahrnehmbar, oft führt es aber zu ungewöhnlichen Ergebnissen. Alleine alle Schwingungsformen nur durchzuhören, verschafft bereits eine Form der Inspiration mehr zu machen und zu experimentieren.
Mehrere Voice-Modi, wie Mono, Poly, Unisono 2, Unisono 4, Unisono 8, Stack 2 und Stack 4 erweitern die Klangformung. Darüber hinaus verfügt der Modal Carbon8 über Glide/Portamento mit Legato- und Staccato-Modi.
Unterschiede zum Modal Argon8
Eindeutig erkennbar ist an dieser Stelle, dass der Modal Carbon8 weit über die Möglichkeiten des Modal Argon8 hinaus geht, dennoch gibt es einen gravierenden Unterschied: Die Wavetables im Carbon8 sind statisch, d.h. sie können nicht von einer Form in eine andere gemorpht werden. Schade.
Die Filtersektion
bildet den Kern der Klangformung. Das digitale Filter verfügt über eine reichhaltige Fülle an unterschiedlichen Typen, nämlich insgesamt 34. Davon sind 9 morphfähig und 25 sind statische 4 Pol-Ladder Typen mit Resonanz. Morphen bedeutet beispielsweise das Überleiten von HighPass über BandPass zu LowPass. Insgesamt klingen alle Filter überzeugend gut und das morphen der Filter bereitet ordentlich Freude.
Die Filter lassen sich in folgenden Eigenschaften beeinflussen:
Cutoff: Dieser Parameter steuert die Cutoff-Frequenz des Filters von 0Hz bis 22kHz.
Resonance: Dieser Parameter steuert den Grad der Resonanz des Filters.
Warp: Dieser Parameter verändert den Frequenzgang des Filters. Bei den morphfähigen Filtern lässt sich dieser Wert morphen.
Cutoff-Skalierung: Dieser Parameter schaltet die Steuerkurve des Cutoffs sowie das Note > Cutoff-Verhalten des Filters um.
Relativ: Eine Skalierungskurve, die ausgewogener ist und das Note-to-Cutoff-Tracking so verändert, dass es sich eher wie bei analogen Synthesizern verhält und Portamento / Glide und Pitch Bend verfolgt.
Bipolar: Dieselbe Skalierungskurve des Cutoff-Reglers wie im ‚Relative‘-Modus, nur das in diesem Modus Note-to-Cutoff am besten nachgeführt wird, wenn der Cutoff-Regler auf 64 steht.
Die Hüllkurven
Der Modal Carbon8 bietet 3 separate 4-stufige Hüllkurvengeneratoren, einen für das Filter (FILT-EG), einen für den Verstärker (AMP-EG) und einen für Modulationen (MOD-EG).
Hier ist besonders hervorzuheben, dass auch die Geschwindigkeit und das Verhalten dieser Hüllkurven angepasst werden kann. Dazu stehen 8 Hüllkurventypen zur Verfügung. Besonders viel Spaß macht die Einstellung „Snap“, welche für sehr zackige Attackzeiten sorgt. Das entstehende Knacken erinnert unweigerlich an die schnellen Hüllkurven des Waldorf Microwave 1.
Die Low-Frequency-Oszillatoren (LFO)
Nicht weniger als 3 LFO fanden Platz unter die Haube des Synthesizers, welche über insgesamt 15 Schwingungsformen verfügen. Selbstverständlich auch synchronisierbar (max. 1/64), sowie frei laufend. Hier hätte ich mir eine höhere Geschwindigkeit erhofft.
Positiv ist die Tatsache, dass LFO 2 und 3 jeweils polyphon sind.
Die Modulationsmatrix
darf natürlich nicht fehlen. Es stehen hier 12 Modulationsquellen und 58 Modulationsziele zur Disposition. Schon sehr reichhaltig und vielseitig, allerdings fehlen Parameter, die ich gerne auch als Quelle, bzw. Ziel gesehen hätte.
Der Modal Carbon8 verfügt über keine Spielhilfen in Form von Rädern, z.B. für Modulation und Pitchbend, dafür aber über einen 4-Achsen-Joystick, ähnlich dem Sequential Prophet VS oder der Korg Wavestation. Dieser lässt sich diversen Quellen zuweisen, auch der Tonhöhenbeugung.
Der Arpeggiator
als nette Spielwiese für einfache rhythmische Muster ist auch mit an Bord. Dieser ist recht rudimentär und bietet keine aussergewöhnlichen Muster. Das kann der Arpeggiator eines Kawai K5000 oder eines Korg Z1 definitiv besser. Schade, dass es bei den meisten modernen Synthesizern solche Arpeggiatoren nicht mehr gibt.
Der Sequenzer
Der Modal Carbon8 hat einen polyphonen Sequenzer mit 512 Noten/64 Steps integriert, der entweder im Echtzeit- oder im Step-Modus konfiguriert werden kann. Beide Modi verfügen über vier aufzeichenbare / editierbare Parameteranimationen, die es ermöglichen, den Sequenzen Parameterbewegungen hinzuzufügen. Das ist schon ganz nett, könnte für mein Empfinden aber gerne auch 6 oder 8 Parameter beinhalten. Diese lassen sich auch nachträglich verändern und manuell anpassen, was über die Software recht einfach zu handhaben ist.
Was mich allerdings stört, ist das beim Einspielen in Echzeit keine Notendarstellung zur Verfügung steht. Man sieht weder in der App noch auf dem Bildschirm, was man gerade eingespielt hat. Auch kann ich keinerlei Nachbearbeitung, wie z.B. eine Quantisierung, finden.
Ein anderer Kritikpunkt ist das sofortige Losrennen des Sequenzers, wenn die DAW gestartet wird. Einige Klangprogramme sind offenbar mit vorhandenen Sequenzen abgespeichert. Das ist auch bei meinem Argon8 der Fall, somit also ein grundsätzliches Problem. Das passiert nämlich unvorhergesehen, wenn man selbst etwas eingespielt hat und danach die Aufnahme zur Kontrolle nochmals abspielt. Da werden dann Noten abgespielt, die aus der mitgespeicherten Sequenz stammen. Total störend ist das.
Um das dann zu vermeiden, muss in der DAW die Midi-Clock ausgeschaltet werden oder man löscht im Klangprogramm die Sequenz. Das ist etwas umständlich.
Die Effekte
Um die selbst kreierten Klänge mit noch mehr Würze zu veredeln, hat der Modal Carbon8 nicht weniger als 26 Effekttypen zur Verfügung. Von Halleffekten, Delays, Distortion und Flanger, Phaser, Bitcrusher ist eigentlich alles vorhanden, was das Herz des Synthesizerenthusiasten höher schlagen lässt. Tatsächlich klingen die Effekte allesamt brauchbar und professionell. Sogar der Chorus hat mir gefallen.
Die Speicherkapazität
Der Modal Carbon8 verfügt über 500 voll editierbare Presets (bereits mitgeliefert werden 300 Werkprogramme). Es können 100 Sequencer Presets und insgesamt 100 Effekteinstellungen abgespeichert werden. Zum leichten und schnellen Auffinden von Favoriten-Programmen bietet der Synthesizer 8 sog. Quick Recall Plätze, welche direkt vom Frontpanel abgerufen werden können. Ein nicht unwichtiger Aspekt für den Bühneneinsatz.
Die kostenlose App
Wer bereits einen Modal Synthesizer besitzt, wird die Software bereits kennen. Diese ist sowohl als Editor, sowie auch als Programmverwaltung nutzbar. Die Oberfläche ist bei allen Modellen von Modal gleich und unterscheidet sich nur bei den Parametern des jeweiligen Synthesizers. Die GUI ist aufgeräumt und recht schnell durchschaubar, aber es gibt auch etwas zu bemängeln, nämlich die teilweise inkonsequente Umsetzung. So lassen sich z.B. die Oszillatormodelle per Mausrad durchscrollen, die Effekte allerdings nicht. Warum?
Auch verstehe ich nicht, warum es für einige Parameter ein Menü gibt und für die, wo es ebenso sinnvoll wäre, gibt es nichts. Eine Übersicht als Kontextmenü der Oszillatormodelle wäre schon einmal etwas, so wie bei der Auswahl des LFO (siehe Bild). Das ist für manchen sicherlich jammern auf hohem Niveau, insbesondere im Hinblick auf den Umstand der kostenfreien Nutzungsmöglichkeit.
Der Klang
unterliegt ja eher einer subjektiven Betrachtung. Der Modal Carbon8 ist klanglich insofern perfekt, als das er keinerlei Störgeräusche oder Rauschen verursacht. Moderne Wandler können das nun einmal. Aber…ich finde den Klang ziemlich steril, sehr kühl und es fehlt mir an Präsenz im Bassbereich. Da ist kein Fundament und der Ausgangs-Pegel ist, wie bei den anderen Modal Modellen, auch nicht besonders üppig. Da muss man den Hahn schon gut aufdrehen am Mischpult oder am Interface. Der Grund dafür erschließt sich mir leider nicht. Die Wandler erzeugen präzise und klare Klänge, die manchmal weniger „organisch“ oder „wärmend“ wirken. Diese Klangeigenschaft ist ideal für moderne und atmosphärische Musik, wie Ambient, IDM oder Melodic Techno.
Zur Reproduktion von analogen Sounds sehe ich den Carbon8 eher nicht geeignet, dafür aber für metallische, raue und aussergewöhnliche Klänge abseits der ausgetretenen Pfade. Und das ist ja das Ziel des Synthesizers.
Fazit
Es ist schön, dass Modal Electronics als Hersteller weiter existiert und mit dem Carbon8 hat Modal erneut bewiesen, dass ein guter und moderner Synthesizer nicht teuer sein muss. Die flexible Klangerzeugung und die umfangreiche Ausstattung lassen das Herz der Anwender sicherlich vor Freude hüpfen. Auch an der Verarbeitung gibt es soweit nichts auszusetzen, bis auf die wackelnde Potiachse der Regler. Die verbaute FATAR-Tastatur lässt sich gut spielen. Was mich ein wenig stört ist das Fehlen eines Pitchbenders als Modulations-Rad. Das ein digitaler Synthesizer nur 8-stimmig ist, finde ich sehr schade.
Der Modal Carbon8 kann eine Bereicherung im Studio darstellen, weil er als experimentelle Spielwiese dient. Er ist jetzt aber kein Meilenstein und auch keine eierlegende Wollmilchsau. Ich lehne mich jetzt mal ziemlich weit aus dem Fenster und behaupte, das manch Softwaresynthesizer u.U. mehr zu bieten hat. So könnten es viele Anwender auch sehen.
Das der Hersteller eine kostenlose Editorsoftware mitliefert, ist mehr als fair. Diese funktioniert auch reibungslos ohne Abstürze, sogar ein Firmwareupdate lässt sich mittels der App einfach durchführen. Und natürlich ist die Software in der Lage direkten Zugriff auf die sonst in der Hardware verborgenen Funktionen zu ermöglichen. Die Hardware ist im übrigen sehr gut gestaltet und man findet sich sofort bei den Funktionen zurecht. Das Design des Gehäuses betrachte ich als sehr chic.
Die Klangerstellung macht mit dem Modal Carbon8, den ich als Weiterentwicklung des Argon8 ansehe, auf alle Fälle viel Spaß und es können durchaus neuartige Klänge entstehen. Diese Synthese als Kombination von 18 Algorithmen und 38 Wavetables ist in dieser Form bislang einzigartig auf dem Markt und der Käufer erwirbt einen eigenständigen Klangerzeuger. Ein echtes Highlight wäre die Nutzung eigener Wavetables oder Samples gewesen. Die mitgelieferten 300 Klangprogramme sind als guter Einstieg zu verstehen, spiegeln jedoch nicht oder nur wenig von dem eigentlichen Potenzial der Synthese wider. Das die morphbaren Wavetables aus dem Argon8 nicht übernommen wurden, finde ich ziemlich schade, denn damit hätte man klanglich noch viel mehr aus dem Carbon8 herausholen können. Ganz zu Schweigen von polyphonem Aftertouch…welch ausdrucksstarkes Spiel wäre dann mit dem Synthesizer und dessen Klangerzeugung möglich? Ein Multi-Layering hätte dem Modal Carbon8 auch gut getan.
Ich bin davon überzeugt, dass künftige Firmware-Updates den Synthesizer drastisch erweitern werden. Zumindest war das beim Argon8 der Fall.
Als Mitbewerber käme eventuell ein ASM Hydrasynth oder der Korg Modwave in Betracht, wenn nur auf reine Wavetablesynthese im selben Preissegment gesetzt wird.
Vorteile: + großes Klangpotential + sehr gute Verarbeitung + kostenlose Editor-Software + Gut spielbare Fatar-Tastatur + Leicht durchschaubare Architektur
Nachteile: – teilweise nicht überzeugende Presets – leicht wackelnde Poti-Achsen – klanglich recht kühl mit geringem Ausgangspegel – nur 8-stimmig
Test: Modal Electronics Carbon8, Digital Experimental Synthesizer
Totgesagte leben bekanntlich länger. So auch zutreffend auf das Unternehmen MODAL Electronics, bekannt für seine aussergewöhnlichen Synthesizer. Dank neuer Investoren geht’s weiter mit der Produktion und der bereits 2023 angekündigte Modal Carbon8 ist nun verfügbar. Als Experimental Synthesizer soll er Inspiration zu neuartigem Klangmaterial liefern. Kann er das?
(4,3 / 5)INHALTSVERZEICHNIS
Konzept des Synthesizers
Der 8-stimmige, digitale Modal Carbon8 ist ausgestattet mit einer hochmodernen Sound-Engine und zwei Oszillatoren mit jeweils 56 Digital-Core-Schwingungsformen. Diese ist eine Kombination von einzigartigen Algorithmen und Wavetables für eine klangliche Erlebnisreise.
Zur weiteren klanglichen Formung stehen 34 verschiedene Filtertypen zur Verfügung, die sowohl Vintage als auch digital emulieren. Ferner erweitern 3 LFOs mit 15 verschiedenen Wellenformen die klangliche Kreativität. Zunächst ist der Synthesizer mit 37 anschlagdynamischen Tasten mit Channel-Aftertouch (ein gemeinsamer Druckwert für alle Tasten) von Fatar erhältlich. Optisch mit selbem Design reiht sich der Modal Carbon8 in die Reihe der bereits vorhandenen Synthesizer des Herstellers ein. Vielleicht wird es irgendwann auch eine Desktopvariante und eine große Version mit 61 Tasten geben.
Die Anschlüsse
Die Rückseite des durchaus eleganten Gehäuses zieren diverse Buchsen. Da ist einmal das altbewährte Midi-Duo zu nennen, daneben findet ein USB für die Kommunikation mit einem Computer Platz. Für die Audiosignale sind Kopfhörer und Stereobuchsen in 6,3 mm Ausführung vorhanden. Ferner kann auch ein externes Audiosignal der Klangerzeugung zugeführt werden, allerdings nur in 3,5mm Größe. Für die Synchronisation ohne Midi stehen jeweils für In und Out ebenfalls 3,5mm Buchsen zur Verfügung. Die Anbindung des mitgelieferten Netzteils erfolgt ebenfalls hier, sogar mit daneben liegendem separatem Ein/Aus Schalter. Ein Anschluss für ein Pedal ist auch vorhanden.
Die Hardware
Wie bereits bei den anderen Synthesizern von Modal Electronics findet die Elektronik des Carbon8 in einem wertigen Gehäuse aus einer Kombination von hochwertigem Kunststoff und gebürstetem Aluminium Platz. Alle 29 Endlos-Regler und 24 Schalter sind logisch angeordnet und fühlen sich gut an. Die Mitte des Gehäuses ziert ein 1,54 Zoll großes OLED-Display mit guter Ablesbarkeit. Das Gewicht liegt bei 5,6 kg bei einer Größe von 555 x 300 x 100mm. Insgesamt ist das Design sehr schön anzusehen.
Die Oszillatoren
Das Herz der Synthese bilden zwei digitale Oszillatoren mit jeweils 38 Wavetables und 18 X-Core Schwingungsformen für das Grundmaterial der Klänge. Dabei sind ziemlich aussergewöhnliche Algorithmen integriert. Leider ist es nicht vorgesehen eigene Wavetables zu nutzen. Die vorhandenen lassen sich auf vielfältige Weise manipulieren und es stehen je nach ausgewählter Schwingungsform Regler zur Anpassung zur Verfügung. Die beiden Oszillatoren sind in Gruppen eingeteilt, die folgende Schwingungsmuster enthalten:
Classic Oscillator Sync: klassiche Oszillator-Synchronisation. Der Parameter Contour steuert die Tonhöhe der synchronisierten Schwingungsform
Wave Folding: eine Form der Verzerrung, bei der die Welle absichtlich beschnitten wird. Wenn die Amplitude der Welle den Beschneidungspunkt passiert, wird sie um den Betrag reduziert, um den sie sonst den Beschneidungspunkt überschreiten würde. Der Parameter Contour steuert den Grad der Faltung
PWM Basic: Klassische Pulsweitenmodulation. Der Parameter Contour steuert die Breite des Impulses.
Window Sync: eine Form der Oszillatorsynchronisation, bei der die Amplitude an dem Punkt geglättet wird, an dem die synchronisierte Welle zurückgesetzt wird.
Pinch WT: eine einfache Form der Phasenverzerrung, bei der die erste Hälfte eines Wellenformzyklus schneller abgespielt wird als die zweite. Die beiden Raten sind so miteinander verknüpft, dass der Oszillator immer noch einen vollen Zyklus in der üblichen Zeitspanne durchläuft. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Phasenverzerrung.
Squash: eine Art der Phasenverzerrung, bei der der gesamte Zyklus einer Wellenform mit einer höheren Geschwindigkeit als normal durchlaufen wird. Sobald der Zyklus abgeschlossen ist, wird der letzte Ausgangswert bis zum Beginn des nächsten Zyklus gehalten. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Phasenverzerrung.
Scrunch: Ähnlich wie die Pinch-Algorithmus, nur dass sich die Position in der Wellenform, an der der Wechsel von schnell zu langsam erfolgt, im Verhältnis zum Ratenunterschied verschiebt. Der Parameter Contour steuert den Grad der Phasenverzerrung.
Alt Sync: eine Variante der Fenstersynchronisation, bei der jeder zweite Zyklus (potenziell) mit einer von zwei alternierenden Raten wiedergegeben wird. Dies kann interessante asymmetrische Paare der gleichen Grundwellenform ergeben. Der Parameter Contour steuert die Frequenz der gepitchten Welle.
Derez: Reduzierung der Abtastrate, wobei die Downsampling-Rate mit der Grundfrequenz der Welle synchronisiert wird. Der Parameter Contour steuert den Grad der Reduzierung.
Phase Modulation: klassische Phasenmodulation mit einer Dreieckswelle als Modulator. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Phasenmodulation.
Reverse: eine andere Form der Oszillator-Synchronisation, bei der der Oszillator die Wellenform in umgekehrter Richtung abspielt, anstatt den Oszillator jedes Mal zurückzusetzen, wenn ein Zyklus der Grundfrequenz abgeschlossen ist. Der Parameter Contour steuert die Frequenz der synchronisierten Welle.
Shaper: dies ist eine alternative Version der Phasenmodulation, bei der eine Dreieckswelle als Modulator verwendet wird. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Phasenmodulation.
Lo-fi Fold: ein alternativer Ansatz zur Wellenfaltung, der verschiedene Klangfarben erzeugt. Der Parameter Contour steuert die Stärke der Faltung.
Clocked Noise: eine Rauschquelle, die durch einen Algorithmus zur Reduzierung der Abtastrate geleitet wird. Der Parameter Contour steuert den Grad der Reduzierung.
Resonant Noise: eine Rauschquelle wird durch einen resonanten State-Variable-Filter geleitet. Der Parameter Contour überblendet zwischen Lo-Pass, Band-Pass und Hi-Pass.
Resonance: eine Reihe von Standardwellen mit zunehmender Resonanz. Der Parameter Contour steuert die Stärke und Frequenz der Resonanz.
Dual Inverter: ein Inverter, bei dem nur ein Teil der Welle invertiert wird. Der Parameter Contour bestimmt die Größe des invertierten Abschnitts.
Plus zwei zusätzliche Core-Typen, PWM und Clocked Noise, die in keine dieser Kategorien passen.
Crossmodulation
Zusätzlich zu den beiden Oszillatoren bietet der Modal Carbon8 eine regelbare Crossmodulation, noch bevor der Klang an das Filter weitergeleitet wird. Diese beinhaltet 6 verschiedene Modifier, die je nach ausgewähltem Oszillatormodell mittels eines Reglers (Xmod) eingestellt werden können. In allen Fällen ist es Oszillator 2, der moduliert wird und der Xmod-Drehgeber steuert die Stärke der Modulation. In einigen Fällen wird Oszillator 1 als Modulationsquelle verwendet, in anderen Fällen wird ein spezieller (versteckter) Oszillator als Modulationsquelle für Oszillator 2 verwendet, und der Anwender kann Oszillator 1 für alles Mögliche verwenden. Das Ergebnis ist manchmal sehr bescheiden wahrnehmbar, oft führt es aber zu ungewöhnlichen Ergebnissen. Alleine alle Schwingungsformen nur durchzuhören, verschafft bereits eine Form der Inspiration mehr zu machen und zu experimentieren.
Mehrere Voice-Modi, wie Mono, Poly, Unisono 2, Unisono 4, Unisono 8, Stack 2 und Stack 4 erweitern die Klangformung. Darüber hinaus verfügt der Modal Carbon8 über Glide/Portamento mit Legato- und Staccato-Modi.
Unterschiede zum Modal Argon8
Eindeutig erkennbar ist an dieser Stelle, dass der Modal Carbon8 weit über die Möglichkeiten des Modal Argon8 hinaus geht, dennoch gibt es einen gravierenden Unterschied: Die Wavetables im Carbon8 sind statisch, d.h. sie können nicht von einer Form in eine andere gemorpht werden. Schade.
Die Filtersektion
bildet den Kern der Klangformung. Das digitale Filter verfügt über eine reichhaltige Fülle an unterschiedlichen Typen, nämlich insgesamt 34. Davon sind 9 morphfähig und 25 sind statische 4 Pol-Ladder Typen mit Resonanz. Morphen bedeutet beispielsweise das Überleiten von HighPass über BandPass zu LowPass. Insgesamt klingen alle Filter überzeugend gut und das morphen der Filter bereitet ordentlich Freude.
Die Filter lassen sich in folgenden Eigenschaften beeinflussen:
Cutoff: Dieser Parameter steuert die Cutoff-Frequenz des Filters von 0Hz bis 22kHz.
Resonance: Dieser Parameter steuert den Grad der Resonanz des Filters.
Warp: Dieser Parameter verändert den Frequenzgang des Filters. Bei den morphfähigen Filtern lässt sich dieser Wert morphen.
Cutoff-Skalierung: Dieser Parameter schaltet die Steuerkurve des Cutoffs sowie das Note > Cutoff-Verhalten des Filters um.
Relativ: Eine Skalierungskurve, die ausgewogener ist und das Note-to-Cutoff-Tracking so verändert, dass es sich eher wie bei analogen Synthesizern verhält und Portamento / Glide und Pitch Bend verfolgt.
Bipolar: Dieselbe Skalierungskurve des Cutoff-Reglers wie im ‚Relative‘-Modus, nur das in diesem Modus Note-to-Cutoff am besten nachgeführt wird, wenn der Cutoff-Regler auf 64 steht.
Die Hüllkurven
Der Modal Carbon8 bietet 3 separate 4-stufige Hüllkurvengeneratoren, einen für das Filter (FILT-EG), einen für den Verstärker (AMP-EG) und einen für Modulationen (MOD-EG).
Hier ist besonders hervorzuheben, dass auch die Geschwindigkeit und das Verhalten dieser Hüllkurven angepasst werden kann. Dazu stehen 8 Hüllkurventypen zur Verfügung. Besonders viel Spaß macht die Einstellung „Snap“, welche für sehr zackige Attackzeiten sorgt. Das entstehende Knacken erinnert unweigerlich an die schnellen Hüllkurven des Waldorf Microwave 1.
Die Low-Frequency-Oszillatoren (LFO)
Nicht weniger als 3 LFO fanden Platz unter die Haube des Synthesizers, welche über insgesamt 15 Schwingungsformen verfügen. Selbstverständlich auch synchronisierbar (max. 1/64), sowie frei laufend. Hier hätte ich mir eine höhere Geschwindigkeit erhofft.
Positiv ist die Tatsache, dass LFO 2 und 3 jeweils polyphon sind.
Die Modulationsmatrix
darf natürlich nicht fehlen. Es stehen hier 12 Modulationsquellen und 58 Modulationsziele zur Disposition. Schon sehr reichhaltig und vielseitig, allerdings fehlen Parameter, die ich gerne auch als Quelle, bzw. Ziel gesehen hätte.
Der Modal Carbon8 verfügt über keine Spielhilfen in Form von Rädern, z.B. für Modulation und Pitchbend, dafür aber über einen 4-Achsen-Joystick, ähnlich dem Sequential Prophet VS oder der Korg Wavestation. Dieser lässt sich diversen Quellen zuweisen, auch der Tonhöhenbeugung.
Der Arpeggiator
als nette Spielwiese für einfache rhythmische Muster ist auch mit an Bord. Dieser ist recht rudimentär und bietet keine aussergewöhnlichen Muster. Das kann der Arpeggiator eines Kawai K5000 oder eines Korg Z1 definitiv besser. Schade, dass es bei den meisten modernen Synthesizern solche Arpeggiatoren nicht mehr gibt.
Der Sequenzer
Der Modal Carbon8 hat einen polyphonen Sequenzer mit 512 Noten/64 Steps integriert, der entweder im Echtzeit- oder im Step-Modus konfiguriert werden kann. Beide Modi verfügen über vier aufzeichenbare / editierbare Parameteranimationen, die es ermöglichen, den Sequenzen Parameterbewegungen hinzuzufügen. Das ist schon ganz nett, könnte für mein Empfinden aber gerne auch 6 oder 8 Parameter beinhalten. Diese lassen sich auch nachträglich verändern und manuell anpassen, was über die Software recht einfach zu handhaben ist.
Was mich allerdings stört, ist das beim Einspielen in Echzeit keine Notendarstellung zur Verfügung steht. Man sieht weder in der App noch auf dem Bildschirm, was man gerade eingespielt hat. Auch kann ich keinerlei Nachbearbeitung, wie z.B. eine Quantisierung, finden.
Ein anderer Kritikpunkt ist das sofortige Losrennen des Sequenzers, wenn die DAW gestartet wird. Einige Klangprogramme sind offenbar mit vorhandenen Sequenzen abgespeichert. Das ist auch bei meinem Argon8 der Fall, somit also ein grundsätzliches Problem. Das passiert nämlich unvorhergesehen, wenn man selbst etwas eingespielt hat und danach die Aufnahme zur Kontrolle nochmals abspielt. Da werden dann Noten abgespielt, die aus der mitgespeicherten Sequenz stammen. Total störend ist das.
Um das dann zu vermeiden, muss in der DAW die Midi-Clock ausgeschaltet werden oder man löscht im Klangprogramm die Sequenz. Das ist etwas umständlich.
Die Effekte
Um die selbst kreierten Klänge mit noch mehr Würze zu veredeln, hat der Modal Carbon8 nicht weniger als 26 Effekttypen zur Verfügung. Von Halleffekten, Delays, Distortion und Flanger, Phaser, Bitcrusher ist eigentlich alles vorhanden, was das Herz des Synthesizerenthusiasten höher schlagen lässt. Tatsächlich klingen die Effekte allesamt brauchbar und professionell. Sogar der Chorus hat mir gefallen.
Die Speicherkapazität
Der Modal Carbon8 verfügt über 500 voll editierbare Presets (bereits mitgeliefert werden 300 Werkprogramme). Es können 100 Sequencer Presets und insgesamt 100 Effekteinstellungen abgespeichert werden. Zum leichten und schnellen Auffinden von Favoriten-Programmen bietet der Synthesizer 8 sog. Quick Recall Plätze, welche direkt vom Frontpanel abgerufen werden können. Ein nicht unwichtiger Aspekt für den Bühneneinsatz.
Die kostenlose App
Wer bereits einen Modal Synthesizer besitzt, wird die Software bereits kennen. Diese ist sowohl als Editor, sowie auch als Programmverwaltung nutzbar. Die Oberfläche ist bei allen Modellen von Modal gleich und unterscheidet sich nur bei den Parametern des jeweiligen Synthesizers. Die GUI ist aufgeräumt und recht schnell durchschaubar, aber es gibt auch etwas zu bemängeln, nämlich die teilweise inkonsequente Umsetzung. So lassen sich z.B. die Oszillatormodelle per Mausrad durchscrollen, die Effekte allerdings nicht. Warum?
Auch verstehe ich nicht, warum es für einige Parameter ein Menü gibt und für die, wo es ebenso sinnvoll wäre, gibt es nichts. Eine Übersicht als Kontextmenü der Oszillatormodelle wäre schon einmal etwas, so wie bei der Auswahl des LFO (siehe Bild). Das ist für manchen sicherlich jammern auf hohem Niveau, insbesondere im Hinblick auf den Umstand der kostenfreien Nutzungsmöglichkeit.
Der Klang
unterliegt ja eher einer subjektiven Betrachtung. Der Modal Carbon8 ist klanglich insofern perfekt, als das er keinerlei Störgeräusche oder Rauschen verursacht. Moderne Wandler können das nun einmal. Aber…ich finde den Klang ziemlich steril, sehr kühl und es fehlt mir an Präsenz im Bassbereich. Da ist kein Fundament und der Ausgangs-Pegel ist, wie bei den anderen Modal Modellen, auch nicht besonders üppig. Da muss man den Hahn schon gut aufdrehen am Mischpult oder am Interface. Der Grund dafür erschließt sich mir leider nicht. Die Wandler erzeugen präzise und klare Klänge, die manchmal weniger „organisch“ oder „wärmend“ wirken. Diese Klangeigenschaft ist ideal für moderne und atmosphärische Musik, wie Ambient, IDM oder Melodic Techno.
Zur Reproduktion von analogen Sounds sehe ich den Carbon8 eher nicht geeignet, dafür aber für metallische, raue und aussergewöhnliche Klänge abseits der ausgetretenen Pfade. Und das ist ja das Ziel des Synthesizers.
Fazit
Es ist schön, dass Modal Electronics als Hersteller weiter existiert und mit dem Carbon8 hat Modal erneut bewiesen, dass ein guter und moderner Synthesizer nicht teuer sein muss. Die flexible Klangerzeugung und die umfangreiche Ausstattung lassen das Herz der Anwender sicherlich vor Freude hüpfen. Auch an der Verarbeitung gibt es soweit nichts auszusetzen, bis auf die wackelnde Potiachse der Regler. Die verbaute FATAR-Tastatur lässt sich gut spielen. Was mich ein wenig stört ist das Fehlen eines Pitchbenders als Modulations-Rad. Das ein digitaler Synthesizer nur 8-stimmig ist, finde ich sehr schade.
Der Modal Carbon8 kann eine Bereicherung im Studio darstellen, weil er als experimentelle Spielwiese dient. Er ist jetzt aber kein Meilenstein und auch keine eierlegende Wollmilchsau. Ich lehne mich jetzt mal ziemlich weit aus dem Fenster und behaupte, das manch Softwaresynthesizer u.U. mehr zu bieten hat. So könnten es viele Anwender auch sehen.
Das der Hersteller eine kostenlose Editorsoftware mitliefert, ist mehr als fair. Diese funktioniert auch reibungslos ohne Abstürze, sogar ein Firmwareupdate lässt sich mittels der App einfach durchführen. Und natürlich ist die Software in der Lage direkten Zugriff auf die sonst in der Hardware verborgenen Funktionen zu ermöglichen. Die Hardware ist im übrigen sehr gut gestaltet und man findet sich sofort bei den Funktionen zurecht. Das Design des Gehäuses betrachte ich als sehr chic.
Die Klangerstellung macht mit dem Modal Carbon8, den ich als Weiterentwicklung des Argon8 ansehe, auf alle Fälle viel Spaß und es können durchaus neuartige Klänge entstehen. Diese Synthese als Kombination von 18 Algorithmen und 38 Wavetables ist in dieser Form bislang einzigartig auf dem Markt und der Käufer erwirbt einen eigenständigen Klangerzeuger. Ein echtes Highlight wäre die Nutzung eigener Wavetables oder Samples gewesen. Die mitgelieferten 300 Klangprogramme sind als guter Einstieg zu verstehen, spiegeln jedoch nicht oder nur wenig von dem eigentlichen Potenzial der Synthese wider. Das die morphbaren Wavetables aus dem Argon8 nicht übernommen wurden, finde ich ziemlich schade, denn damit hätte man klanglich noch viel mehr aus dem Carbon8 herausholen können. Ganz zu Schweigen von polyphonem Aftertouch…welch ausdrucksstarkes Spiel wäre dann mit dem Synthesizer und dessen Klangerzeugung möglich? Ein Multi-Layering hätte dem Modal Carbon8 auch gut getan.
Ich bin davon überzeugt, dass künftige Firmware-Updates den Synthesizer drastisch erweitern werden. Zumindest war das beim Argon8 der Fall.
Als Mitbewerber käme eventuell ein ASM Hydrasynth oder der Korg Modwave in Betracht, wenn nur auf reine Wavetablesynthese im selben Preissegment gesetzt wird.
Vorteile:
+ großes Klangpotential
+ sehr gute Verarbeitung
+ kostenlose Editor-Software
+ Gut spielbare Fatar-Tastatur
+ Leicht durchschaubare Architektur
Nachteile:
– teilweise nicht überzeugende Presets
– leicht wackelnde Poti-Achsen
– klanglich recht kühl mit geringem Ausgangspegel
– nur 8-stimmig
Preis UVP 999,- Euro
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